Yoga-Sequencing-Tipps für neue Yogalehrer:innen – vom Flow zum Gefühl
In die Rolle als Yogalehrer:in hineinzuwachsen, ist aufregend - und manchmal auch ein bisschen nervenaufreibend. Plötzlich praktizierst du Yoga nicht nur für dich selbst, sondern führst andere durch die Praxis. Eines der wertvollsten Werkzeuge, das du auf diesem Weg entwickeln wirst, ist die Fähigkeit, sinnvolle und bewusst gestaltete Sequenzen zu kreieren.
Sequencing bedeutet weit mehr, als nur Asanas aneinanderzureihen. Es geht darum, ein Erlebnis zu schaffen, eine Reise, die nicht nur den Körper, sondern auch den Atem, den Geist und vielleicht sogar das Herz berührt.
Hier findest du einige unserer liebsten Yoga-Sequencing-Tipps, die dir helfen, dich beim Unterrichten sicher, kreativ und verbunden zu fühlen.
Beginne mit einem Thema oder Foku
Großartige Sequenzen entstehen meist aus einer klaren Intention.
Das kann zum Beispiel sein:
Eine Peak Pose, auf die du hinarbeitest
Ein anatomischer Schwerpunkt (z. B. Hüften, Schultern, Wirbelsäule)
Eine Qualität oder ein Gefühl, wie Erdung, Weite oder Präsenz
Ein philosophisches Thema, wie Ahimsa (Gewaltlosigkeit) oder Svadhyaya (Selbststudium)
Eine energetische Ebene, wie das Arbeiten mit den Chakras oder Atemmustern
Ein Thema zu wählen, gibt deiner Stunde Struktur und Tiefe. Es hilft deinen Schüler:innen (und auch dir!), mit etwas Größerem verbunden zu bleiben als nur den einzelnen Posen. Starte mit etwas, das dich wirklich inspiriert, alles andere entwickelt sich von dort ganz natürlich.
Wähle deine Asanas mit Absicht
Stell dir deine Asanas wie Zutaten in einem Rezept vor - jede sollte einen bestimmten Zweck erfüllen.
Frag dich:
Was werden meine Schüler:innen durch diese Asana fühlen oder lernen?
Unterstützt diese Asana das Thema der Stunde?
Wie bereitet sie auf die vorherige oder nächste Asana vor - oder gleicht sie diese aus?
Sequencing ist wie eine Sprache. Jede Asana ist ein Teil der Geschichte - und wie du sie anordnest, bestimmt den Rhythmus, die Stimmung und die Wirkung deiner Stunde.
Beginne mit Zentrierung und sanftem Aufwärmen
Gib deinen Schüler:innen Raum, anzukommen.
Starte mit Atemwahrnehmung, einer kurzen Meditation oder einfach einem Moment der Stille. Wärm den Körper dann sanft auf, zum Beispiel mit Bewegungen der Wirbelsäule, Mobilisation der Gelenke oder atemverbundenen Dehnungen.
Diese ersten Minuten setzen den Ton für die gesamte Stunde. Sie laden die Teilnehmer:innen ein, den Alltag loszulassen und bei sich selbst anzukommen.
Baue mit Absicht auf
Von deinem Aufwärmen aus gehst du Schritt für Schritt zu herausfordernderen Asanas über. Dieser allmähliche Aufbau hilft dabei:
Verletzungen zu vermeiden
Das Nervensystem zu unterstützen
Anspruchsvollere Haltungen zugänglicher zu machen
Stell dir deine Stunde wie eine Welle vor, sie steigt an, erreicht ihren Höhepunkt und ebbt dann sanft wieder ab. Diese wellenartige Struktur gibt den Schüler:innen das Gefühl, während der gesamten Praxis getragen und sicher zu sein.
Balance & Ausgleich
Achte in deiner Sequenz auf ein Gefühl von Ausgeglichenheit - zwischen den Seiten, zwischen Kraft und Weichheit, zwischen Anstrengung und Ruhe.
Wenn du zu einer Seite drehst, schaffe Raum auch für die andere. Nach intensiven Rückbeugen biete ausgleichende, neutrale Haltungen an, statt tiefer Vorbeugen. Ziel ist es, deine Schüler*innen integriert und geerdet aus der Stunde gehen zu lassen.
Atme mit der Bewegung
Lass den Atem die Bewegung führen.
Überlege beim Sequenzieren, wo Ein- und Ausatmungen ganz natürlich sind. Lehre deine Schüler:innen, mit dem Atem zu fließen - nicht dagegen. Dieses einfache Bewusstsein erweckt deine Sequenz zum Leben und vertieft die Verbindung zwischen Körper und Geist.
Und: Hab keine Angst vor Pausen. Stille kann genauso kraftvoll sein wie Bewegung.
Variationen und Anpassungen anbieten
Nicht jede:r Schüler:in wird jede Asana auf die gleiche Weise ausführen, und das ist auch nicht das Ziel.
Schaffe Raum für Wahlmöglichkeiten. Biete Variationen und Hilfsmittel an. Erinnere deine Schüler:innendaran, dass ihre Praxis ganz ihnen gehört. Die besten Lehrer:innen unterrichten den Raum, der vor ihnen liegt, auch wenn er voller unterschiedlicher Bedürfnisse und Körper ist.
Bonus-Tipp: Sei bereit, deinen Plan anzupassen. Deine Sequenz sollte den Schüler:innen dienen, nicht umgekehrt.
Lass Raum für Ruhe
Baue kleine Pausen zwischen anspruchsvollen Abschnitten ein. Und überspringe niemals Savasana.
Diese letzte Ruhehaltung ist der Moment, in dem das Nervensystem sich zurücksetzt. Hier kann die Praxis richtig wirken, oft passiert dort die eigentliche Magie.
Probiere deine Sequenz vorher selbst aus
Bevor du unterrichtest, spüre deine Sequenz erst einmal im eigenen Körper. Achte dabei auf:
Macht der Flow körperlich Sinn?
Sind die Übergänge fließend?
Gibt es zu viel Wiederholung auf einer Seite?
Wenn du die Sequenz selbst durchlaufen hast, nimm dir ein paar ruhige Minuten, um sie mental durchzugehen. Stelle dir vor, wie die Stunde abläuft - vom Atem über die Bewegungen bis hin zum Thema. So kannst du beim Unterrichten klar und geerdet bleiben.
Zum Schluss: Sequencing ist eine Kunst, keine Formel
Als neuer Yogalehrer:in ist es leicht, sich darin zu verlieren, alles „richtig“ machen zu wollen. Aber Sequencing bedeutet nicht, perfekt zu sein - es geht darum, einen sicheren und sinnvollen Raum zu schaffen, in dem andere sich entfalten können.
Mit der Zeit und Übung werden deine Sequenzen sich weiterentwickeln. Sie werden intuitiver, kreativer und stärker mit deiner eigenen Stimme verbunden sein.
Hör weiter zu. Lern weiter. Und am wichtigsten: Unterrichte immer von Herzen.